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„Die Dimension der World Games ist vielen gar nicht bewusst“

DOSB: Birte, du führst zum ersten Mal ein Team D als Chefin de Mission in ein Sportgroßevent. Wie hast du dich auf diese Aufgabe vorbereitet, und was löst sie in dir aus?

Birte Steven-Vitense: Ich habe mich sehr gefreut, dass mir diese Rolle zugetraut und zugesprochen wurde. Auf der einen Seite war es eine logische Folge daraus, dass ich einige Jahre Erfahrung als Leitung für das Games Management gesammelt habe und mich deshalb auch gut vorbereitet fühle. Auf der anderen Seite ist es eine Führungsaufgabe, die mich sehr gereizt hat. Entsprechend groß ist die Vorfreude, aber auch die positive Anspannung.

Was umfasst der Posten der Chefin de Mission an Aufgaben, und wie unterscheidet er sich von dem bei Olympischen Spielen?

Bei Olympia ist die Lage etwas anders, weil der Posten dort beim Vorstand Leistungssport angedockt ist und mehr Schnittstellen ins Repräsentative sowie mehr kommunikative Aufgaben hat. Bei den World Games geht es mehr um die organisatorische Gesamtleitung. Meine wichtigste Aufgabe ist die Optimierung der gesamten Funktions- und Managementprozesse. Die World Games haben die Besonderheit, dass nicht wir als übergeordnete nationale Dachorganisation die Teilnehmenden aus sportfachlicher Sicht nominieren, sondern die jeweiligen Weltverbände im direkten Zusammenspiel mit den Spitzenfachverbänden. Wir entsenden aber das Team D und wollen unseren Athletinnen, Athleten und dem gesamten Funktionsteam das Gefühl geben, einheitlich auftreten und sich als Teil einer deutschen Mannschaft identifizieren zu können sowie bestmögliche Unterstützung zu erfahren.

Wenn die Vorbereitung abgeschlossen ist, wie kann man sich dann während der „Games Time“ deine Aufgabe vorstellen? Bist du viel an den Wettkampfstätten unterwegs oder eher im Organisationsbüro zu finden?

Jede Chefin de Mission ist nur so gut wie ihr Team, und da ich ein fantastisches Team um mich habe, das mir den Rücken freihält und super zusammenarbeitet, werde ich versuchen, viel unterwegs zu sein. Ich habe mir fest vorgenommen, möglichst alle 25 Sportarten mit deutscher Beteiligung mindestens einmal live zu sehen. Dies wird angesichts der Entfernungen in Chengdu kein leichtes Vorhaben. Gleichzeitig sind aber natürlich auch rund um das Athlet*innendorf viele Aufgaben zu erledigen, ich bin als Schnittstelle zur International World Games Association gefragt und intensiv auch mit den Kolleg*innen aus anderen Delegationen in Kontakt. Ich packe schon überall mit an, wo Abstimmung und Umsetzung notwendig ist.

Die World Games gibt es seit mehr als 40 Jahren, dennoch gibt es noch immer viele Sportinteressierte in Deutschland, die mit der Marke nichts anzufangen wissen. Was kann der DOSB im Allgemeinen und was kannst du als Chefin de Mission im Besonderen tun, um das zu verändern?

Zunächst einmal kann ich sagen, dass ich einen großen Spaß und viel Energie verspüre, dabei mitzuhelfen, dieses Format weiter zu professionalisieren und sichtbarer zu machen. Meine vielfältigen Erfahrungen dafür einzubringen, dass uns das gelingt, soll mein Beitrag sein. Als DOSB haben wir in den vergangenen Jahren sehr viel dafür getan, um die Bedeutung der nicht-olympischen Sportarten weiter zu stärken. Ich glaube, dass wir als Dachverband dafür eine Schlüsselrolle einnehmen. Wir wollen die herausragenden sportlichen Leistungen hervorheben und machen für uns keinen Unterschied mehr zu den Olympischen Spielen, was die grundlegenden Prozesse zur Vorbereitung und Betreuung vor Ort angeht. Natürlich ist Olympia, was Sichtbarkeit, Reichweite und Vermarktung angeht, in einer anderen Dimension unterwegs, und das wird sich auch nicht ändern. Aber wir setzen mit dem Grad an Organisation, Unterstützung und Kommunikation, den wir in Chengdu für unser Team D anbieten, einen neuen Maßstab.

Der letzte internationale Tanz des Mats Grambusch

Niemand, der dabei war, hat diese Bilder vergessen. Wie Mats Grambusch, die Hände über die Augen gelegt, von seinem Teamkollegen getröstet werden muss. Wie sich der Kapitän der deutschen Hockeyherren nach seinem Fehlschuss im Halbfinale der Heim-EM 2023 im Mönchengladbacher Hockeypark in der ihm eigenen eloquenten, ehrlichen Art den Medien stellt und dabei bemerkenswerte Sätze sagt: „Es ist eine Katastrophe. Dass ich es nicht geschafft habe, mein Team ins Finale zu bringen, zerreißt mir das Herz. Ich fühle mich schuldig, und das tut wahnsinnig weh.“ Und wie anschließend das Publikum versucht, ihn mit viel Applaus aufzubauen, was nach einem so tragischen Spielausgang, den Grambusch als einziger Fehlschütze des Penaltyschießens gegen England aus seiner Sicht verantwortete, naturgemäß nur misslingen kann.

Zwei Jahre danach lässt der Mittelfeldregisseur im Gespräch keinen Zweifel daran zu, dass er das Erlebnis rückstandslos verarbeitet hat. „Es ist lange her, die Erinnerung daran kann ich komplett ausblenden, auch weil ich in Penalty-Shoot-outs ausreichend positive Erfahrungen gemacht habe. Wenn es dazu käme, dass ich im Halbfinale erneut als letzter Schütze antreten muss, nachdem alle anderen getroffen haben, dann wäre es sicherlich menschlich, würde ich einen Augenblick daran denken. Aber es belastet mich keineswegs“, sagt der 32-Jährige, der in dieser Woche mit dem deutschen Team vor der kuriosen Gelegenheit steht, das vor zwei Jahren Erlebte an Ort und Stelle vergessen machen zu können. Weil der Europaverband Probleme hatte, für die kontinentalen Titelkämpfe einen Ausrichter zu finden, fragte er nach den sehr positiven Eindrücken aus 2023 erneut beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) an. Dieser sagte zu, und so messen sich vom 8. bis 17. August nun erneut die acht besten europäischen Auswahlteams bei Damen und Herren in Mönchengladbach.

Einziger Europameister von 2013 im aktuellen Kader: Mats Grambusch

Für Mats Grambusch hat dieses Turnier aus mehreren Gründen einen noch höheren Stellenwert als jenes vor zwei Jahren. Dass er in Mönchengladbach geboren ist, dort lebt und mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Tom ein Immobilienunternehmen in der Stadt führt, war auch damals schon so. Nun jedoch spielt er seit seinem nach den Olympischen Spielen von Paris vollzogenen Wechsel von Rot-Weiß Köln zum Gladbacher HTC nicht nur für seinen Heimatverein. Die EM ist auch sein letztes Turnier im Nationaltrikot. „Das ist beschlossen und auch kommuniziert. Ich hoffe also, dass ich mich angemessen von der internationalen Bühne verabschieden kann“, sagt der Vater einer zwei Jahre alten Tochter.

Angemessen wäre für den amtierenden Weltmeister und Olympia-Silbergewinner der Titel, doch auf EM-Gold warten die erfolgsverwöhnten deutschen Herren seit mittlerweile zwölf Jahren. Einziger Spieler im aktuellen Kader, der 2013 in Boom (Belgien) triumphierte: Mats Grambusch. „Keine Frage, wir warten schon lange und es wird wirklich Zeit. Natürlich wäre es eine tolle Story, wenn ich bei meinem ersten und meinem letzten EM-Turnier den Titel holen könnte. Aber allein die Tatsache, dass wir so lange nicht ganz oben standen, zeigt, wie eng die Spitze in Europa beisammen ist“, sagt er. Favorit auf den Titel seien aus seiner Sicht die Niederlande, im Kader des Olympiasiegers hat es nach Paris die geringste Fluktuation gegeben. „Danach kommen Belgien und wir, aber auch mit Spanien und den Engländern muss man immer rechnen.“

Florian Lipowitz ist Sportler des Monats Juli

Tour de France-Senkrechtstarter Florian Lipowitz ist nach seinem dritten Platz bei der Tour de France von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit 45,6 Prozent der Stimmen zum Sportler des Monats Juli gewählt worden. Der 24-jährige Radprofi vom Team „Red Bull - BORA – hansgrohe“ hatte zusätzlich zu seinem Podestplatz in Paris das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers gewonnen. Diese historischen Erfolge – zuletzt hatte es diese für einen deutschen Fahrer vor 19 Jahren gegeben – würdigten Deutschlands beste Sportler*innen bei der Wahl mit Platz eins.

Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl „Sportler/Sportlerin des Monats“ stimmen anders als etwa bei Medien- oder Publikumswahlen ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- sowie Spitzenathlet*innen ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note. Zudem ist mit der Wahl eine Einladung zum Ball des Sports der Sporthilfe verbunden, der im kommenden Jahr am 21. Februar 2026 in der Festhalle Frankfurt stattfindet.

Florian Lipowitz setzte sich bei der Wahl gegen die Schwimm-Stars Florian Wellbrock (28,8 %) und Anna Elendt (25,6 %) durch. Wellbrock hatte bei der WM in Singapur gleich vier Goldmedaillen – über fünf und zehn Kilometer, in der neuen Disziplin Knockout-Sprints und mit der 4x1,5-km-Staffel – gewonnen. Damit ist Wellbrock der erste Schwimmer, der bei einer Weltmeisterschaft mehr als zwei Freiwasser-Titel erringen konnte. Anna Elendt krönte sich im Becken zur Weltmeisterin über 50 Meter Brust. Nachdem sie es als Siebte nur knapp in den Endlauf geschafft hatte, schwamm die 23-Jährige im Finale mit neuer deutscher Rekordzeit zu Gold.

Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athleten und die Athletin von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.

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