Ein bisschen mehr Frisbee würde uns allen guttun
Am Ende fehlte dem deutschen Ultimate-Frisbee-Team nicht viel für eine Medaille. Im kleinen Finale um Bronze verlor die Auswahl gegen Frankreich mit 10:13 und musste damit das erste Edelmetall für ein europäisches Team in der World-Games-Geschichte der Trendsportart den französischen Gegenspieler*innen überlassen. „Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Wir hatten einige unglückliche Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass Frankreich das Spiel nach Hause bringen konnte. Es hat uns auch ein wenig das Glück gefehlt, das ist bitter“, sagte Headcoach Henning Frede nach Spielende. Auch Spielerin Joana Erdmann (31/PTSV Jahn Freiburg) haderte mit der Niederlage: „Das Spiel hätten wir gewinnen können.“
In der Vorrunde hatte Team Deutschland mit Siegen gegen Gastgeber China und Japan überzeugt und dem späteren Goldmedaillengewinner USA bei der knappen 12:13-Niederlage alles abverlangt. Trotzdem reichte es „nur“ zum vierten Rang. Ein starkes, aber auch frustrierendes Ergebnis. „In den entscheidenden Spielen haben wir es nicht ganz geschafft, unsere Topleistung abzurufen, das macht den Unterschied auf diesem Niveau aus“, resümierte Erdmann.
Fairness als Grundprinzip
Dass die deutsche Mannschaft trotz verpasster Medaille den Spirit-Award, eine Art Sonderpreis für das fairste Auftreten, gewann, zeigt die besondere Bedeutung des Fairplays im Ultimate. Nach jedem Spiel bilden beide Teams gemeinsam einen Kreis, bedanken sich und sprechen wertschätzend übereinander. „Es gehört dazu anzuerkennen, dass das andere Team gewonnen hat. Auch wenn es nach Niederlagen schwerfällt, der Respekt gegenüber dem Gegner ist fest in unserer Sportkultur verankert“, so Erdmann. So gibt es neben dem Teamkapitän auch einen Spirit-Captain, der stets das faire Verhalten seiner Mitspieler*innen im Blick hat.
Karlsruhe und die IWGA unterzeichnen „Organizers Agreement“
Welches Stündlein ihm und seiner Stadt geschlagen hatte, das war Frank Mentrup durchaus bewusst, und er freute sich darüber. „Die Zeit läuft ab jetzt, wir können uns von nun an voll in die Vorbereitungen stürzen“, sagte der Oberbürgermeister von Karlsruhe, nachdem er am Samstagabend auf dem Deutschen Empfang bei den World Games in Chengdu gemeinsam mit José Perurena, dem spanischen Präsidenten der International World Games Association (IWGA), das „Organizers Agreement“ unterschrieben hatte. In vier Jahren ist die 300.000-Einwohner-Stadt in Baden-Württemberg Gastgeberin der Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten, und nicht allein wegen der vollkommen unterschiedlichen Ausmaße im Vergleich zu der chinesischen Megacity, die auf einer Fläche der Größe Schleswig-Holsteins 22 Millionen Menschen Wohnraum bietet, werden es 2029 andere Spiele werden.
Ob besser oder schlechter, das spielte am Samstag wahrlich keine Rolle. Zunächst waren alle Parteien glücklich, in Chengdu ein herausragend organisiertes Event erlebt zu haben, das – so sagten es auch viele der Athletinnen und Athleten aus dem Team D, die der Einladung ins Shunxing-Teehaus gefolgt waren – neue Maßstäbe gesetzt hat. „Es wäre falsch, sich mit Chengdu zu vergleichen“, sagte Olaf Tabor, „wenn wir die Spiele in vier Jahren auf einem Level mit den Chinesen ausrichten können, wären wir sehr glücklich.“ Der Vorstand Leistungssport im DOSB hatte der Vertragsunterzeichnung als Co-Zeichner beigewohnt und sich in den Tagen zuvor einen Überblick über die Organisationsstärke der Chinesen verschaffen können. „Vor allem die unglaubliche Zahl an Hilfskräften, die sie aufbieten können, ist überwältigend“, sagte er.
Christiane Schenderlein besucht deutsches World-Games-Team
Pins sind, das weiß jeder, der mal Teil einer internationalen Sportgroßveranstaltung war, die heimliche Währung in jedem Athlet*innendorf. Und so war es eine schöne Geste, dass Christiane Schenderlein am späten Freitagnachmittag bei ihrem Antrittsbesuch im Tianfu International Hotel Complex von der kleinen Leistungssport-Delegation des Team D, zu der Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanupolo und dem Duathlon zählten, direkt einen Team-D-Anstecker überreicht bekam. Die 43-Jährige, seit der Regierungsübernahme der CDU Staatsministerin für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt, erlebt bei den World Games in Chengdu erstmals in neuer Funktion ein globales Multisport-Event. Und nachdem sie den größten Teil des Freitags in politischen Terminen mit den chinesischen Gastgebern zugebracht hatte, war das Zusammentreffen mit dem Leistungssport in der großen Mensa des 5000-Betten-Komplexes eine willkommene Abwechslung.
Die Staatsministerin, die von ihrem persönlichen Referenten Frederic Wutzler und Tamara Reitermann, die im Referat Sportgroßveranstaltungen des Bundesinnenministeriums für das Thema World Games 2029 in Karlsruhe zuständig ist, begleitet wurde, zeigte ernsthaftes Interesse an den Alltagsthemen der Athletinnen und Athleten, was sehr gut ankam. Christiane Schenderlein nutzte in der Ansprache das sportliche Du, sie stellte Fragen zur Unterkunft, zum Fortgang der sportlichen Wettbewerbe und zum Kontakt zwischen den Teilnehmenden aus 114 Nationen. „Es war ein sehr wichtiger Termin, um Frau Schenderlein mit den unmittelbaren Begebenheiten und Arbeitsprozessen rund um eine solche Großveranstaltung vertraut zu machen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass sie sich trotz ihres engen Terminplans zwei Stunden Zeit für den Besuch bei uns genommen hat“, sagte Birte Steven-Vitense, im DOSB Ressortleiterin für das Games Management und in Chengdu als Chefin de Mission für die deutsche Delegation verantwortlich.