„Ich möchte später sagen können: Was hatte ich für geile Jahre!“
Für Karina Schönmaier beginnt am Montagabend mit dem Flug nach Jakarta eine ganz besondere Reise. Zum einen war die Turn-Europameisterin am Sprung noch nie so weit von zu Hause entfernt und hatte deshalb „ein wenig Angst davor, 15 Stunden am Stück zu fliegen“. Zum anderen ist die 20-Jährige vom TuS Chemnitz-Altendorf im Aufgebot für die Weltmeisterschaften, die vom 19. bis 25. Oktober in Indonesiens Hauptstadt ausgetragen werden, nach den Rücktritten von Elisabeth Seitz und Sarah Voss sowie den verletzungsbedingten Ausfällen von Pauline Schäfer-Betz und Helen Kevric die älteste und erfahrenste Athletin. Silja Stöhr (17/SG Heddesheim) und Schönmaiers Vereinskameradin Jesenia Schäfer (15) erleben in der Elf-Millionen-Einwohner-Megacity ihre WM-Premiere. Wie sie mit ihrer Rolle umgeht und warum Turnen für sie ein „sicherer Ort“ ist, erläutert die gebürtige Bremerin, die bei den Olympischen Spielen in Paris als Ersatzturnerin zum Team Deutschland zählte, im Interview.
DOSB: Karina, wie fühlt es sich an, mit gerade einmal 20 Jahren die erfahrenste und älteste Athletin im deutschen Aufgebot zu sein?
Karina Schönmaier: Es ist schon etwas komisch, dass die vielen Erfahrenen nicht mehr da sind. Die Aufregung steigt von Tag zu Tag. In den Qualifikationen bin ich gut durchgekommen, das hat mir viel Sicherheit gegeben. Dennoch ist eine Anspannung da, die ich in der Form noch nicht kannte. Bei den Weltmeisterschaften 2022 in Liverpool und 2023 in Antwerpen war ich einfach nur froh, dass ich dabei war. Nun bin ich die erfahrenste Turnerin im Aufgebot.
Wie gehst du mit dieser veränderten Rolle um?
So viel hat sich gar nicht verändert. Ich fühle mich überhaupt nicht als Anführerin, die irgendwelche Ansagen macht. Wir sind alle komplett auf Augenhöhe, jede hat Mitspracherecht. Ich habe keine Sonderstellung, muss auch auf niemanden aufpassen. Wir sind ein sehr junges Team, kommen aber bestens miteinander aus. Das macht es mir leicht, mich wohlzufühlen.
Nach dem EM-Titel am Sprung und dem Sieg bei den deutschen Meisterschaften im Mehrkampf und am Boden wirst du als Hoffnungsträgerin des deutschen Teams bezeichnet. Ist das zusätzlicher Ansporn oder nur mehr Druck?
Von beidem etwas. Meine persönliche Ausgangslage hat sich natürlich verändert. Ich bin sehr froh, dass ich in diesem Jahr schon einige starke Wettkämpfe zeigen konnte, denn das gibt mir Sicherheit und gleichzeitig das Gefühl, noch mehr erreichen zu können und vor allem zu wollen. Andererseits ist der Druck schon höher, vor allem aber der, den ich mir selber mache. Früher habe ich einfach gemacht und gehofft, dass etwas Gutes dabei herauskommt. Diese Herangehensweise funktioniert nicht mehr, da hat sich in meiner Gedankenwelt etwas verändert. Jetzt denke ich öfter: Ich muss perfekt sein, darf keine Fehler machen. Das ist schon manchmal stressig. Trotzdem gelingt es mir zum Glück meistens, diesen Stress gut auszubalancieren und mit der notwendigen Leichtigkeit an die Übungen zu gehen.
Wie gelingt es dir, diese Stressbalance im Griff zu behalten?
Das ist eine Mischung aus mehreren Faktoren. Zum einen hilft mir meine Erfahrung, ich war schon bei mehreren Welt- und Europameisterschaften dabei, und jeder große internationale Wettkampf bringt mich ein Stück weiter in meiner Entwicklung. Zum anderen ist für mich Kommunikation extrem wichtig. Beim Weltcup in Paris zum Beispiel habe ich kurz vorm Wettkampf Angst bekommen, dass ich nicht ordentlich performen würde. Diese Ängste habe ich mit dem Trainerteam besprochen, und das hat mir sehr geholfen. Im Training stresse ich mich manchmal auch zu sehr, dann muss ich von außen beruhigt werden. Das gelingt aber immer sehr gut. Deshalb bin ich meinen Trainern, allen voran Tati und Anatol (Tatjana Bachmayer und Anatol Ashurkov vom Chemnitzer Stützpunkt, d. Red.), sehr dankbar für ihre Unterstützung. Wir sind als Team sehr gut zusammengewachsen und haben über die Jahre tiefes Vertrauen aufgebaut. Ich kann die beiden auch nachts anrufen und mit ihnen über alles sprechen.
Gibt es außerhalb des Trainerteams weitere wichtige Bezugspersonen für dich?
In erster Linie meine Mutter, mit ihr telefoniere ich oft und erzähle ihr alles, was mich bewegt. Aber da sie nicht in Chemnitz vor Ort ist, spreche ich auch viel mit Freundinnen und Teamkolleginnen. Anna-Lena König und Lea Quaas sind wichtige Menschen in meinem Leben, wir kochen oft zusammen und sprechen über das Turnen. Aber auch zu Eli und Sarah habe ich regelmäßig Kontakt. Dass sie für mich da sind, ist mir wichtig.
World Mental Health Day
Dieses schmerzhafte Gefühl betrifft Millionen von Menschen in Deutschland (siehe Einsamkeitsbarometer 2024) und kann mit fortschreitender Dauer weitreichende Folgen auf die mentale UND die körperliche Gesundheit haben. Eine Lösung: Gemeinsame Bewegung! Sie erzeugt Gemeinschaftsgefühle und stärkt Beziehungen. Das gemeinsame Erlebnis im Sport bringt Menschen unterschiedlicher Fähigkeiten, sozialer Lage, Altersgruppen und Herkunft miteinander in Verbindung, überwindet Sprachbarrieren und fördert den sozialen Zusammenhalt.
Hier sind die wichtigsten Gründe, warum Einsamkeit so bedeutend für die Gesundheit ist:
- Einsamkeit ist mehr als Alleinsein.
Man kann unter Menschen sein und sich dennoch einsam fühlen. Einsamkeit beschreibt ein subjektives Gefühl des Getrenntseins und des Nicht-Dazugehörens - und dieses Gefühl kann stark belasten. - Einsamkeit erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen.
Studien zeigen, dass anhaltende Einsamkeit das Risiko für Depressionen und Angststörungen deutlich erhöht. Das Gefühl, nicht unterstützt oder verstanden zu werden, kann negative Gedanken verstärken und das Selbstwertgefühl schwächen. - Einsamkeit beeinflusst auch die körperliche Gesundheit.
Dauerhafte Einsamkeit wirkt ähnlich belastend auf den Körper wie chronischer Stress. Sie kann das Immunsystem schwächen, Entzündungen fördern und langfristig sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und das Sterberisiko erhöhen. - Einsamkeit betrifft alle Generationen.
Nicht nur ältere Menschen sind betroffen. Auch Jugendliche und junge Erwachsene leiden mehr unter Gefühlen der Einsamkeit als man lange Zeit vermutet hat - etwa durch digitale Kommunikation, Zeitdruck, persönliche Umbruchsphasen oder den Verlust klassischer Gemeinschaftsstrukturen. - Soziale Verbundenheit wirkt wie ein Schutzfaktor.
Beziehungen, Freundschaften und Gemeinschaften geben Halt, Sinn und emotionale Sicherheit. Wer sich eingebunden fühlt, kann Krisen besser bewältigen. - Bewegung und ehrenamtliches Engagement helfen.
Bewegung hilft, Spannungen zu lösen und gedanklichen Abstand von belastenden Situationen zu gewinnen. Gruppensportarten oder gemeinsame Trainings fördern neue Kontakte und geben ein Gefühl von Zugehörigkeit. Auch ein ehrenamtliches Engagement wichtiger Schutzfaktor hervorgehoben.
Gerade deshalb ist der World Mental Health Day ein wichtiger Anlass, um über Einsamkeit zu sprechen - offen, ohne Scham und mit Blick auf Lösungen. Initiativen wie das DOSB-Projekt „Fit und verbunden - gegen Einsamkeit“ (FIVE) setzen auf Bewegung und Begegnung, um Verbundenheit zu fördern und die seelische Gesundheit nachhaltig zu stärken. Mehr zum Projekt
Quellen
Eliteschule des Sports Stuttgart erhält Verstärkung
Die Eliteschulen des Sports (EdS) stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Nachwuchsleistungssport und Bildung her. Von den derzeit 43 Eliteschulen des Sports in ganz Deutschland befinden sich sieben in Baden-Württemberg.
Das bundesweite System ermöglicht mehr als 11.000 Schüler*innen aus dem Nachwuchsleistungssport eine optimale Vereinbarung von schulischem Alltag und sportlicher Höchstleistung. So werden Eliteschüler*innen regelmäßig für den Sport von der Schule freigestellt, Lehrpläne um den Sport herumgeplant, Klausuren nach Möglichkeit online angeboten und nicht besuchter Unterricht durch Nachführung kompensiert. Diese Flexibilität ist für den Nachwuchs essenziell, damit er sowohl im Sport als auch in der Schule seine bestmögliche Leistung zeigen kann.
Die Eliteschulen stehen eng mit den jeweiligen Olympiastützpunkten in Verbindung. Unabdingbares Kriterium des DOSB für eine Aufnahme als Eliteschule des Sports ist ein gut erreichbarer Olympiastützpunkt und der Zugang zu dessen Serviceleistungen wie Physiotherapie, Ernährungsberatung, Sportpsychologie und Laufbahnberatung. Der Olympiastützpunkt in Stuttgart bietet dem Otto-Hahn-Gymnasium genau diesen wertvollen Zugang.
„Wir sind sehr stolz darauf, mit unserer kontinuierlichen und professionellen Arbeit und unserem beherzten Einsatz für das Gelingen der Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport, unseren jugendlichen Leistungssportler*innen einen Rahmen erarbeitet zu haben, in dem ihre schulischen, sportlichen wie auch persönlichen Entwicklungspotentiale bestmöglich unterstützt und wir dafür nun vom DOSB mit dem Titel „Eliteschule des Sports“ ausgezeichnet werden.“ so Mathias Hilbert der Leiter des Otto-Hahn-Gymnasiums.
Das Otto-Hahn-Gymnasium ist bereits seit 1995 eine Partnerschule des nahegelegenen Olympiastützpunkts Stuttgart und leistet insbesondere in den Sportarten Tennis, Hockey, Basketball und Leichtathletik wichtige Arbeit. Durch die neue Zugehörigkeit zur EdS Stuttgart kann diese Zusammenarbeit in Zukunft ausgebaut und vertieft werden. Das wiederum kommt den Schüler*innen zugute, die sich über noch bessere Bedingungen freuen dürfen.