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„Generell gilt: Immer auf den eigenen Körper hören!“

DOSB: Frau Professorin Joisten, der Herbst läutet die kalte, dunkle Jahreshälfte ein. Warum ist es so wichtig, gerade jetzt das Sporttreiben nicht zu vernachlässigen?

Christine Joisten: Generell fördert regelmäßige Bewegung die Herz-Kreislauf-Gesundheit, stärkt das Immunsystem und den Bewegungsapparat, verbessert den Stoffwechsel und die Psyche – Effekte, die in der Erkältungssaison und bei weniger Tageslicht besonders wertvoll sind. Als Ziel sollten 150 bis 300 Minuten pro Woche moderate oder 75 bis 150 Minuten wöchentlich intensive Bewegung plus zwei Krafteinheiten in der Woche erreicht werden.

Ist im Herbst und Winter Sport im Freien oder in der Halle besser, und was sind die wichtigsten Unterschiede im Hinblick auf gesundheitliche Effekte? 

An sich wirkt beides erst einmal gleichermaßen gut. Draußen profitiert man zusätzlich von Tageslicht, was der zirkadianen Stabilisierung, also einem gesunden 24-Stunden-Rhythmus sowie der Stimmung zuträglich ist, drinnen von planbarer Temperatur und rutschfestem Untergrund. Kälte erhöht allerdings den Wärmeverlust und kann Leistung mindern, wenn man unzureichend aufgewärmt ist. Deshalb im Freien bewusst wärmen und auf Funktionskleidung achten. Drinnen ist das Verletzungsrisiko durch Ausrutschen oder Unterkühlung geringer, auf engerem Raum besteht aber eine höhere Infektionsgefahr zur Erkältungszeit. Entscheidend ist aber vor allem die Regelmäßigkeit, nicht der Ort.

Was ist beim Aufwärmen für Sport im Freien in den kommenden Monaten besonders zu beachten?

Es empfiehlt sich ein dynamisches Warm-up, zum Beispiel durch Mobilisieren und lockeres Antraben, über zehn Minuten. Danach kann man den Hauptteil starten, aber in den ersten Minuten etwas langsamer angehen. Sinnvoll ist auch, die Kleidung nach dem Zwiebelprinzip zu wählen: Funktionsunterwäsche, isolierende Schicht, wind-und wasserdichte Außenschicht, trockene Socken, Handschuhe und Mütze.

Muskelverletzungen wegen zunehmender Kälte sind eine Gefahr. Was tun, wenn die Muskeln nach dem Sport schmerzen oder sich tatsächlich eine Verletzung zeigt?

Leichte Muskelschmerzen nach ungewohnter Belastung sind meist harmloser Muskelkater. Er entsteht durch kleinste Faserschäden und Entzündungsreaktionen, die sich in den folgenden zwölf bis 72 Stunden bemerkbar machen. In diesem Fall helfen aktive Erholung, sanftes Dehnen, Wärme, lockeres Auslaufen oder Radfahren. Der Schmerz ist zwar unangenehm, verschwindet aber folgenlos von selbst nach einigen Tagen. Treten jedoch starke, stechende Schmerzen während oder unmittelbar nach der Belastung auf, möglicherweise begleitet von einer Schwellung, einem Hämatom oder Bewegungseinschränkung, deutet dies auf eine Muskelverletzung hin. Dies sollte ärztlich abgeklärt werden. Als Erstmaßnahme sollte die betroffene Extremität entlastet und vorsichtig gekühlt werden, begleitet von Kompression und Hochlagerung.

Der Herbst gilt als Hochzeit für Erkältungen. Was lässt sich tun, um diese zu vermeiden, und wie schützt man sich beim Sport im Freien optimal?

Im Herbst steigt das Risiko für Erkältungen deutlich an, deshalb lohnt es sich, vorbeugend auf einige Punkte zu achten. Wichtig sind eine gute Hygiene wie regelmäßiges Händewaschen und Hustenetikette, ausreichend Schlaf sowie eine abwechslungsreiche, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung. Beim Sport selbst gilt: Lieber maßvoll trainieren, anstatt in Phasen von Müdigkeit oder erhöhter Belastung ein extremes „All-out“-Programm zu absolvieren, da dies das Immunsystem sogar vorübergehend schwächen kann. Für den Sport im Freien bedeutet das konkret: warm starten, sich also mit einem kurzen Aufwärmprogramm auf Betriebstemperatur bringen, atmungsaktive Kleidung im Zwiebelprinzip tragen, darauf achten, nicht auszukühlen oder zu verschwitzt im Freien zu verweilen, und sich nach der Einheit zügig umzuziehen. Wer regelmäßig und in moderatem Umfang aktiv ist, stärkt nachweislich sein Immunsystem und reduziert das Risiko, in der Erkältungssaison krank zu werden. 

Und wenn es einen doch erwischt, was sind die wichtigsten Regeln zum Bekämpfen des Infekts und im Hinblick auf den Wiedereinstieg in den Sport?

Wenn eine Erkältung oder Infektion auftritt, gilt als wichtigste Regel: Bei Fieber, Muskelschmerzen, Husten oder Schluck- und Brustschmerzen ist Sport tabu. In dieser Phase braucht der Körper Ruhe, um das Immunsystem nicht zusätzlich zu belasten und ernsthafte Komplikationen wie etwa eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden. Handelt es sich nur um leichte Symptome der oberen Atemwege wie eine laufende Nase oder leichtes Kratzen im Hals, kann man vorsichtig Spaziergänge oder sehr leichte Bewegung einbauen. Sollte sich der Zustand verschlechtern, bitte ein oder zwei Tage pausieren. Erst wenn die Beschwerden vollständig abgeklungen sind, sollte man den Sport schrittweise über ein bis zwei Wochen wieder steigern. Wichtig ist, auf Warnzeichen zu achten: Treten Atemnot, Brustschmerzen oder Herzstolpern auf, muss eine ärztliche Abklärung erfolgen. So bleibt der Wiedereinstieg sicher und das Risiko für Folgeerkrankungen wird minimiert.

Leo Neugebauer ist Sportler des Monats September 

Weltmeister Leo Neugebauer ist nach seinem grandiosen Sieg bei der WM in Tokyo von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen zum Sportler des Monats September gewählt worden. In einem packenden Schlussspurt im abschließenden 1.500-Meter-Lauf seines Zehnkampfs ließ er alles auf der Bahn und krönte sich mit der Goldmedaille bei der Leichtathletik-WM in Tokio zum „König der Leichtathleten“ - sein erster großer Titel. 

Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl „Sportler/Sportlerin des Monats“ stimmen anders als etwa bei Medien- oder Publikumswahlen ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- sowie Spitzenathlet*innen ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note. Zudem ist mit der Auszeichnung zur Sportlerin bzw. zum Sportler des Monats jeweils die Einladung zum Ball des Sports der Sporthilfe verbunden, der im kommenden Jahr am 21. Februar 2026 in der Festhalle Frankfurt stattfindet. 

Leo Neugebauer setzte sich bei der Wahl mit 47,6 Prozent der Stimmen gegen das Herren-Basketballteam (36,7%) und Para-Schwimmer Josia Topf (17,5%) durch. Die Basketball-Herren bezwangen nach einer der stärksten Gruppenphasen in der EM-Geschichte und Siegen gegen unter anderem Slowenien, Finnland und die im Finale stark aufspielende Türkei und spielten sich auf den europäischen Basketball-Thron. Damit ist Deutschland erstmals amtierender Welt- und Europameister im Basketball. Der drittplatzierte Josia Topf war bei der diesjährigen Para-Schwimm-WM nicht zu stoppen. Er schwamm in gleich vier Disziplinen aufs Podium und bescherte sich selbst einen vollständigen Medaillensatz mit gleich zweimal Gold. 

Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athletinnen und Athleten von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.

13 weitere Mitstreiter für den internationalen Sport

Bevor er den formellen Teil routiniert-charmant erledigte, wollte Otto Fricke eine ihm wichtige Botschaft transportieren. „Zu Führung gehört neben sozialer Intelligenz die Bereitschaft, eigene Fehler einzugestehen und sich durch Selbstreflexion zu verbessern. Es ist eine Binsenweisheit, dass Fortbildung für das spätere berufliche Leben wichtig ist. Ich bin überzeugt davon, dass ihr in diesem Programm gelernt habt, wie internationale Führung funktioniert, und dazu gratuliere ich herzlich“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ehe er am Mittwochnachmittag im Haus des Sports an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise den 13 Absolvent*innen des zweiten Turnus des International Leadership Programmes (LEAP) ihre Teilnahmezertifikate überreichte.

Das LEAP wurde im DOSB im Herbst 2022 mit dem ersten Jahrgang gestartet. „Das Programm richtet sich an ehemalige Spitzenathlet*innen, Haupt- und Ehrenamtliche aus unseren olympischen Mitgliedsverbänden und dem Deutschen Behindertensportverband, die Interesse an internationaler Lobbyarbeit haben und Ehrenämter in internationalen Verbänden anstreben oder bereits ausüben“, sagte Johannes Curtius, der im Ressort Internationales das Programm koordiniert.