Rassismuskritisch handeln im Sport - Handreichung für Vereine und Verbände
Wie kann es gelingen, dass der organisierte Sport sensibler für Menschen mit Rassismuserfahrung wird? Wie im Sinne von Betroffenen handeln, wenn es zu rassistischen Vorfällen im Verein kommt? Das Projekt „(Anti-)Rassismus im organisierten Sport“ von dsj und DOSB möchten mit der Handreichung „Von innen nach außen“ Prozesse anstoßen, um auf lange Sicht nach innen wie außen ein rassismuskritisches und inklusives Umfeld in Sportstrukturen zu schaffen.
Zentrale Inhalte:
- Rassismuskritischen Selbstcheck für Sportverbände: Anstoß für Verbandsverantwortliche und Mitarbeitende, die eigenen Verbandsstrukturen von einer anderen Warte aus zu betrachten und sich mit Fragen zur Selbstreflexion in Bezug auf Rassismus auseinanderzusetzen.
- Hilfestellung: Was tun bei rassistischen Vorfällen im Sportverein? Fokus auf die Betroffenenperspektive und Handlungsoptionen
- Angebote: ausführlich Liste mit Beratungs-, und Weiterbildungsangeboten aller Bundesländern in Bezug auf Rassismus(kritik) - sportspezifisch.
Die vorliegende Handreichung wurde im Rahmen des Projekts „(Anti-)Rassismus im organisierten Sport“ erstellt, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und zugleich Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus gefördert wird.
Ein Olympiasieger kehrt auf die Triathlon-Weltbühne zurück
Nicht oft kommt es vor, dass ein Olympiasieger zu einem Rennen antritt, bei dem schon sein Überqueren der Startlinie als Erfolg gewertet werden muss. Lasse Lührs wird dieses Gefühl am kommenden Wochenende erleben. „Ich gehe total entspannt in den Wettkampf. Ich habe nichts zu verlieren, sondern schon gewonnen, wenn ich an der Startlinie stehe“, sagt der 29-Jährige. Und das ist, auch wenn Understatement zu seinem bescheidenen Wesen bestens passen würde, kein bewusstes Kleinreden seiner Fähigkeiten, sondern eine realistische Selbsteinschätzung. Wenn am Samstag um 16.35 Uhr auf dem Alsteranleger am Jungfernstieg das WM-Sprintrennen der Elite-Männer beginnt, ist es für Lasse Lührs der erste Auftritt in der World Triathlon Championship Series (WTCS), seit er in Paris im August 2024 Gold mit der deutschen Staffel gewann.
Wegen einer Haglundferse, einer knöchernen Vorwölbung am oberen, hinteren Teil des Fersenbeins am linken Fuß, hatte sich Lasse Lührs im Oktober einer Operation unterziehen müssen. „Ich hatte schon seit Jahren mit Schmerzen zu tun und habe versucht, vor Paris die Rennen so zu dosieren, dass ich sie im Griff hatte. Aber nach den Spielen waren sie wieder so stark, dass ich mich für den Eingriff entschieden habe“, sagt der 1,81 Meter große Team-Deutschland-Athlet. Es folgte eine lange Zwangspause, zumindest auf der Laufstrecke. „Ich war schon kurz nach der Operation wieder im Kraftraum, konnte aufs Rad, und als nach zehn Tagen die Wunde verheilt war, durfte ich auch sofort wieder schwimmen“, sagt er.
Der Aufbau erfordert schrittweise Anpassung der Belastung
Nur das Laufen, das Lasse Lührs im Paket zu einem Weltspitzen-Triathleten macht, sorgt bis heute für Probleme. „Ich laufe aktuell nur jeden zweiten Tag und komme so auf rund 40 Kilometer die Woche, das sind 20 bis 30 unter dem, was ich normalerweise abspule“, sagt er. Wie lange es dauern wird, bis er seine Olympiaform zurückerlangt hat, kann derzeit niemand sagen. „Ich dachte im Winter, dass ich im Mai wieder rundum fit sein würde. Aber nun muss ich geduldig sein und werde nichts erzwingen, auch wenn es mir manchmal wirklich nicht leicht fällt“, gibt er zu. Aus orthopädischer Sicht sei zwar alles verheilt, der Aufbau der in Mitleidenschaft gezogenen Sehnen jedoch erfordere eine schrittweise Anpassung der Belastung. „Ich bin unserem Verbandsarzt Casper Grim, der mich operiert hat, und meinen Athletiktrainer David Cornely sehr dankbar für ihre Betreuung und dafür, dass sie darauf achten, dass ich nicht übertreibe“, sagt er.
Nach Wettkämpfen in der Bundesliga für seinen Verein SSF Bonn 1905 und im Europacup könnte der Zeitpunkt für das Comeback auf Weltspitzenniveau indes kaum besser gewählt sein. Das Hamburger Rennen, vierte von acht Stationen der WM-Serie sowie zudem am Sonntag (13.50 Uhr) Austragungsort der Staffel-WM, gilt nicht nur unter den nationalen Triathlet*innen als stimmungsvoller Höhepunkt des Rennkalenders. „Hamburg ist immer etwas Besonderes, ich freue mich wirklich riesig, dass ich dort in diesem Jahr schon wieder starten darf“, sagt der Student, der aktuell seinen Master in Wirtschaftswissenschaften macht.
Da er noch keine Punkte für die WTCS-Serie sammeln konnte und in der Weltrangliste auf Platz 182 abgerutscht ist - der Freiburger Henry Graf (23) ist auf Rang 25 der WTCS-Wertung sowie in der Weltrangliste mit Rang 16 jeweils bester Deutscher - benötigte er eine Sondergenehmigung des Weltverbands. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese bekommen habe und nun in Hamburg mitmachen kann“, sagt er. Wunderdinge seien von ihm keine zu erwarten. „Für mich geht es darum, einmal auszutesten, wo ich aktuell im Vergleich mit der Weltspitze stehe. Bis ich wieder auf dem Niveau von Paris bin, wird es noch einige Monate dauern.“
Zukunft gemeinsam gestalten: DOSB bei Jahreskonferenz der Initiative Chef:innensache
Gemeinsam mit hochrangigen Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und jungen Talenten aus den Mitgliedsorganisationen diskutierten die Teilnehmenden zentrale Herausforderungen und Zukunftsfragen. Thematisiert wurden unter anderem die „Broken Rung“ - das Phänomen der gebrochenen ersten Karrierestufe für Frauen -, der „Dual Shift“ - die Doppelbelastung v.a. von Frauen durch Beruf und Care Arbeit – sowie die Auswirkungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt von morgen.
Auf der Veranstaltung wurde auch der neue Schirmherr der Initiative vorgestellt: Bundeskanzler Friedrich Merz tritt die Nachfolge von Olaf Scholz und Dr. Angela Merkel an. In seiner Rede betonte Merz die wirtschaftliche Relevanz von Vielfalt: „Gemischte Teams arbeiten nachweislich besser - es schadet Unternehmen, wenn im Pool ihrer besten Talente eine Hälfte der Bevölkerung kaum vertreten ist.“ Er formulierte einen klaren Anspruch: „Ich will, dass Deutschland ein Land wird, in dem die gläserne Decke der Vergangenheit angehört.“
Zum Abschluss der Konferenz wagte Michaela Röhrbein gemeinsam mit Dr. Frank Kohls (IBM) einen Blick in die Zukunft der Initiative. Angesichts aktueller globaler Rückschritte in Sachen Gleichstellung und Diversität sei Haltung gefragt: „Gerade jetzt kommt es darauf an, Kurs zu halten und den Weg zu mehr Chancengerechtigkeit konsequent weiterzugehen.“ Vielfalt sei kein Trend oder Marketinginstrument, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. „Wir glauben daran, dass uns Vielfalt stärker und besser macht. Wir können unsere Wachstums- und Unternehmensziele nur erreichen, wenn wir das Potenzial aller Menschen nutzen. Und wir tragen die Verantwortung, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Menschen sicher und willkommen fühlen - frei von Diskriminierung. Diese Verantwortung gründet auf unveräußerlichen Menschenrechten.“