Der letzte internationale Tanz des Mats Grambusch
Niemand, der dabei war, hat diese Bilder vergessen. Wie Mats Grambusch, die Hände über die Augen gelegt, von seinem Teamkollegen getröstet werden muss. Wie sich der Kapitän der deutschen Hockeyherren nach seinem Fehlschuss im Halbfinale der Heim-EM 2023 im Mönchengladbacher Hockeypark in der ihm eigenen eloquenten, ehrlichen Art den Medien stellt und dabei bemerkenswerte Sätze sagt: „Es ist eine Katastrophe. Dass ich es nicht geschafft habe, mein Team ins Finale zu bringen, zerreißt mir das Herz. Ich fühle mich schuldig, und das tut wahnsinnig weh.“ Und wie anschließend das Publikum versucht, ihn mit viel Applaus aufzubauen, was nach einem so tragischen Spielausgang, den Grambusch als einziger Fehlschütze des Penaltyschießens gegen England aus seiner Sicht verantwortete, naturgemäß nur misslingen kann.
Zwei Jahre danach lässt der Mittelfeldregisseur im Gespräch keinen Zweifel daran zu, dass er das Erlebnis rückstandslos verarbeitet hat. „Es ist lange her, die Erinnerung daran kann ich komplett ausblenden, auch weil ich in Penalty-Shoot-outs ausreichend positive Erfahrungen gemacht habe. Wenn es dazu käme, dass ich im Halbfinale erneut als letzter Schütze antreten muss, nachdem alle anderen getroffen haben, dann wäre es sicherlich menschlich, würde ich einen Augenblick daran denken. Aber es belastet mich keineswegs“, sagt der 32-Jährige, der in dieser Woche mit dem deutschen Team vor der kuriosen Gelegenheit steht, das vor zwei Jahren Erlebte an Ort und Stelle vergessen machen zu können. Weil der Europaverband Probleme hatte, für die kontinentalen Titelkämpfe einen Ausrichter zu finden, fragte er nach den sehr positiven Eindrücken aus 2023 erneut beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) an. Dieser sagte zu, und so messen sich vom 8. bis 17. August nun erneut die acht besten europäischen Auswahlteams bei Damen und Herren in Mönchengladbach.
Einziger Europameister von 2013 im aktuellen Kader: Mats Grambusch
Für Mats Grambusch hat dieses Turnier aus mehreren Gründen einen noch höheren Stellenwert als jenes vor zwei Jahren. Dass er in Mönchengladbach geboren ist, dort lebt und mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Tom ein Immobilienunternehmen in der Stadt führt, war auch damals schon so. Nun jedoch spielt er seit seinem nach den Olympischen Spielen von Paris vollzogenen Wechsel von Rot-Weiß Köln zum Gladbacher HTC nicht nur für seinen Heimatverein. Die EM ist auch sein letztes Turnier im Nationaltrikot. „Das ist beschlossen und auch kommuniziert. Ich hoffe also, dass ich mich angemessen von der internationalen Bühne verabschieden kann“, sagt der Vater einer zwei Jahre alten Tochter.
Angemessen wäre für den amtierenden Weltmeister und Olympia-Silbergewinner der Titel, doch auf EM-Gold warten die erfolgsverwöhnten deutschen Herren seit mittlerweile zwölf Jahren. Einziger Spieler im aktuellen Kader, der 2013 in Boom (Belgien) triumphierte: Mats Grambusch. „Keine Frage, wir warten schon lange und es wird wirklich Zeit. Natürlich wäre es eine tolle Story, wenn ich bei meinem ersten und meinem letzten EM-Turnier den Titel holen könnte. Aber allein die Tatsache, dass wir so lange nicht ganz oben standen, zeigt, wie eng die Spitze in Europa beisammen ist“, sagt er. Favorit auf den Titel seien aus seiner Sicht die Niederlande, im Kader des Olympiasiegers hat es nach Paris die geringste Fluktuation gegeben. „Danach kommen Belgien und wir, aber auch mit Spanien und den Engländern muss man immer rechnen.“
Florian Lipowitz ist Sportler des Monats Juli
Tour de France-Senkrechtstarter Florian Lipowitz ist nach seinem dritten Platz bei der Tour de France von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit 45,6 Prozent der Stimmen zum Sportler des Monats Juli gewählt worden. Der 24-jährige Radprofi vom Team „Red Bull - BORA - hansgrohe“ hatte zusätzlich zu seinem Podestplatz in Paris das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers gewonnen. Diese historischen Erfolge - zuletzt hatte es diese für einen deutschen Fahrer vor 19 Jahren gegeben - würdigten Deutschlands beste Sportler*innen bei der Wahl mit Platz eins.
Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl „Sportler/Sportlerin des Monats“ stimmen anders als etwa bei Medien- oder Publikumswahlen ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- sowie Spitzenathlet*innen ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note. Zudem ist mit der Wahl eine Einladung zum Ball des Sports der Sporthilfe verbunden, der im kommenden Jahr am 21. Februar 2026 in der Festhalle Frankfurt stattfindet.
Florian Lipowitz setzte sich bei der Wahl gegen die Schwimm-Stars Florian Wellbrock (28,8 %) und Anna Elendt (25,6 %) durch. Wellbrock hatte bei der WM in Singapur gleich vier Goldmedaillen - über fünf und zehn Kilometer, in der neuen Disziplin Knockout-Sprints und mit der 4x1,5-km-Staffel - gewonnen. Damit ist Wellbrock der erste Schwimmer, der bei einer Weltmeisterschaft mehr als zwei Freiwasser-Titel erringen konnte. Anna Elendt krönte sich im Becken zur Weltmeisterin über 50 Meter Brust. Nachdem sie es als Siebte nur knapp in den Endlauf geschafft hatte, schwamm die 23-Jährige im Finale mit neuer deutscher Rekordzeit zu Gold.
Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athleten und die Athletin von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.
Mit bis zu 200 km/h durch den Pandakopf
Bloß keinen Crash bauen! Das ist die wichtigste Regel, an die sich Arvin Schröder und Felix Strohmeier zwingend halten sollten, wenn sie am Abschlusswochenende der World Games ein Wörtchen um die Vergabe der Medaillen mitreden wollen. Die Kumpels sind die beiden deutschen Starter im Drone Racing bei den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, das am 14. August mit der Qualifikation im Dong'an Lake Sports Park der Gastgeberstadt Chengdu startet. Und wenn man weiß, dass so eine Renndrohne nicht einmal zwei Sekunden benötigt, um von null auf 200 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen, dann hat man eine Vorstellung davon, wie schwierig es sein kann, diese Regel auch wirklich zu befolgen.
Um bestmöglich mit dieser Herausforderung umzugehen, sind die beiden Bayern - Arvin lebt in Augsburg, Felix in Bamberg - schon seit ihrem zehnten Lebensjahr in der Drohnensport-Szene unterwegs. Wobei man einschränkend sagen muss, dass sie trotzdem nicht über jahrzehntelange Erfahrung verfügen. Felix ist 17 Jahre alt und geht in die elfte Klasse, Arvin sogar zwei Jahre jünger, Neuntklässler und damit das zweitjüngste Mitglied des 212 Athlet*innen umfassenden Team D. Nur Sportakrobatin Tara Engler, die im Dezember 15 wird, ist noch jünger. „Aber auf das Alter kommt es in unserem Sport nicht an, die besten Piloten der Welt sind zwischen 14 und 20“, sagt Arvin, der im Gespräch den Eindruck eines sehr reflektierten, ambitionierten und neugierigen Teenagers hinterlässt.